Emma, Robert und Elisabeth Schidloff

Im November 1856 ließ sich der Branntweinhändler Samuel Schidloff in Zwettl nieder. Er erwarb nach und nach die Häuser Kaiser-Franz-Josef-Platz 13 und 3, heute Sparkassenplatz 2 und 3 und errichtete hier im Laufe der Jahre eine gutgehende Likör-, Fruchtsaft und Sodawassererzeugung. 1882 initiierte er die Anlage des jüdischen Friedhofs in Zwettl, die er vermutlich weitgehend aus eigener Tasche finanzierte. Nach seinem Tod im Jahr 1903 übernahmen seine Söhne bzw. Enkel den Betrieb.

Im Jahr 1938 war es Robert Schidloff, der den von seinem Großvater gegründeten Betrieb führte. Er erzeugte im Haus Kaiser-Franz-Josef-Platz 3 (heute Sparkassenplatz 3) Essig, Spirituosen, Liköre und Fruchtsäfte und handelte mit Zuckerwaren. Außerdem besaß er die Konzession zum Lastentransport mit Lastkraftwagen. Der Betrieb war mittlerweile recht gut eingeführt, die Firma Schidloff erzielte für ihre Produkte bei verschiedenen Ausstellungen Preise und Auszeichnungen. Robert Schidloff belieferte nicht nur Gastwirte und Privatpersonen aus dem Zwettler Raum, er hatte auch Kunden in Weitra, Kirchberg am Walde und Waidhofen/Thaya.

Seit 1920 war Robert Schidloff mit Emma Böhm aus Mies (Stříbro) in Böhmen verheiratet. Der Ehe entstammten die Kinder Ernestine (geboren 1922, verstorben 1930), Elisabeth, geboren am 4. Jänner 1929 und Kurt Adolf, geboren am 3. Dezember 1931 und verstorben am 18. Jänner 1932. Elisabeth Schidloff, die in Zwettl allgemein nur „Lieserl“ genannt wurde, besuchte die private Volksschule im Institut der Schulschwestern (Franziskanerinnen), was trotz ihres mosaischen Glaubens offenbar kein Problem darstellte. In den Aufzeichnungen dieser Schule wird sie als allgemein sehr gut begabtes, fleißiges, aber leicht nervöses Kind beschrieben, das nur in Handarbeiten Schwächen hatte.[1]

Bereits am 13. März 1938, am ersten Tag nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich, beschlagnahmte der SA Sturm Zwettl das Fahrzeug der Firma Schidloff, einen Lastkraftwagen der Type A. F. L. von Austro-Fiat mit einem Kilometerstand von 8.445 und dem Kennzeichen B 22.075.[2] Schidloff hatte das Auto offenbar erst kurz zuvor erstanden und den Kaufpreis noch nicht zur Gänze bezahlt. Es gelang ihm, vor dem Abtransport eine Schätzung des Fahrzeugs durch den gerichtlich beeideten Sachverständigen Georg Brezovich, Automechaniker in Zwettl, durchzusetzen. Der gab den Wert mit 6.000 RM an.[3] Das Auto wurde laut Mitteilung des Gendarmeriepostens Zwettl an die Bezirkshauptmannschaft am 2. Juni 1938 durch den Zwettler SA Sturmführer Friedrich Riemer an das SA Brigadekommando XI in Wien Arsenal überstellt.[4] Allerdings gab man es in weiterer Folge an die Lieferfirma Austro-Fiat Wien zurück, die den noch aushaftenden Kaufpreis stornierte.

Am 11. Mai mussten Emma und Robert Schidloff ihr Haus am Hauptplatz in Zwettl, nun bereits Adolf-Hitler-Platz 3, heute Sparkassenplatz 3, verkaufen. Als Käufer trat die Sparkasse der Stadt Zwettl auf. Der Kaufpreis betrug 26.667 RM.[5] Davon zog die Bank zur Abdeckung einer auf der Liegenschaft lastenden Hypothekarschuld 6.507 RM ab. Etwas mehr als 5.300 RM zahlte man an Robert und Emma Schidloff aus, womit diese Lieferantenverbindlichkeiten beglichen. Der Restbetrag von rund 14.800 RM kam auf ein Sperrkonto, auf das wie üblich nur mit Zustimmung der Vermögensverkehrsstelle zugegriffen werden durfte und von dem jeweils nur geringe Beträge zur Bestreitung des Lebensunterhaltes ausbezahlt wurden. Wie Stadtpfarrer Johann Flicker in der Pfarrchronik vermerkte, sollen das dem Vernehmen nach 5 Reichsmark pro Tag gewesen sein.[6] Als spätester Übergabetermin für das Haus wurde der 15. Juni vereinbart, zu jenem Zeitpunkt mussten es die Schidloffs geräumt haben. Robert, Emma und Elisabeth Schidloff übersiedelten daher in das Haus Adolf-Hitler-Platz 17, schräg gegenüber, das Onkel Eduard Schidloff gehörte.

Den Wert ihres Betriebes gaben Robert und Emma Schidloff in der Vermögensanmeldung vom 27. April 1938 nach Abzug der Betriebsschulden mit 2.797 RM an. Das Warenlager bewerteten sie mit rund 5.200 RM, die Außenstände machten 2.134 RM aus, von denen etwa 40 % bis November uneinbringlich waren, die Firmenschulden beliefen sich mit 28. April auf rund 7.000 RM. Mit 29. Juni 1938 stellte Robert Schidloff seine Gewerbetätigkeit ein, was er auch der Steuerbehörde meldete. Die Aufzeichnungen Schidloffs, die den Vermögensanmeldungen beiliegen, vermitteln den Eindruck, dass Robert und Emma Schidloff bis zuletzt äußerst korrekt und als redliche Kaufleute agierten und sich bemühten, ihren Betrieb seriös zu liquidieren und ihr Haus in Ordnung zu übergeben. Sie konnten alle Gläubigerforderungen befriedigen, verkauften ihr Warenlager und die Möbel, zumindest letztere ganz sicher weit unter ihrem tatsächlichen Wert, übergaben die wenigen Wertpapiere vorschriftsmäßig der Bank und kauften die bestehenden sechs Lebensversicherungen zurück, was magere 341,26 RM erbrachte.[7]

Der folgenschwere Unfall

Am Samstag, dem 1. Oktober 1938, vermutlich am frühen Nachmittag, ging Robert Schidloff auf der rechten Seite der unteren Landstraße (damals Kaiser-Wilhelm-Straße) in Zwettl in Richtung Pfarrkirche. Zur selben Zeit verließ ein Leichenzug die Kirche und bewegte sich in Richtung Syrnauer Friedhof. Es war dies ein bäuerliches Begräbnis und man darf annehmen, dass die Begräbnisteilnehmer laut beteten, dazu läuteten die Kirchenglocken. Da Schidloff dem Leichenzug Platz machen wollte, überquerte er die Landstraße nach links in Richtung Kaffeehaus, das sich hier schräg gegenüber der Pfarrkirche auf der anderen Straßenseite befand. In diesem Augenblick bog ein Sanitätsauto von der Gartenstraße kommend in die Landstraße ein. Es wurde von dem Zwettler Kaufmann Ferdinand Splechtna gelenkt. Das Fahrzeug näherte sich von hinten Robert Schidloff, der es wegen des Glockengeläutes etc. nicht hörte. Pfarrer Johann Flicker, der den Trauerzug anführte, gab Schidloff Zeichen, er solle rasch zur Seite gehen, die dieser aber nicht deuten konnte. Anstatt das Straßenstück zwischen Schidloff und dem Leichenzug zu benützen, steuerte Splechtna sein Fahrzeug auf Schidloff zu. Er gab später zu Protokoll, dass er links an ihm vorbeifahren wollte und mit nur etwa 15 km/h unterwegs gewesen sei. Laut dem erhalten gebliebenen Unfallprotokoll wurde Schidloff, der bereits den linken Gehsteig erreicht hatte, vom rechten Kotflügel des Autos niedergestoßen, worauf das Fahrzeug mit dem linken Kotflügel an die Mauer des Kaffeehauses stieß. Schidloff erlitt einen Beckenbruch und wurde ins Krankenhaus gebracht.

Unmittelbar nach diesem Vorfall erschien der Gendarm Leopold Reisinger an der Unfallstelle, um den Sachverhalt aufzunehmen und die Zeugenaussagen zu protokollieren. Aus den Zeugeneinvernahmen ergab sich ein etwas anderes Bild des Unfalls. Demnach soll Splechtna Robert Schidloff mit dem linken Kotflügel seines Fahrzeugs an die Wand des Kaffeehauses gepresst haben. Ferdinand Splechtna gab seine, bereits oben dargestellte, Unfallversion zu Protokoll und Reisinger fertigte entsprechend der divergierenden Aussagen zwei Unfallskizzen an, die er beide dem Akt beilegte. [8]

Ferdinand Splechtna war ein stadtbekannter, fanatischer Nationalsozialist, der bereits 1928 der NSDAP beigetreten war. Nach 1938 wurde ihm deshalb als „Altparteigenosse“ das goldene Parteiabzeichen verliehen.[9] In seiner Freizeit engagierte er sich unter anderem beim Roten Kreuz und bei der Feuerwehr. Am 21. März 1939 fand vor dem Bezirksgericht Zwettl (Richter Dr. Paschinger) die Verhandlung gegen Ferdinand Splechtna wegen des Unfalls am 1. Oktober 1938 statt. Er war wegen Übertretung gegen die Sicherheit des Lebens angeklagt. Bei diesem Prozess lag nur mehr eine Unfallskizze vor und zwar jene, die nach der Darstellung des Angeklagten angefertigt worden war. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Splechtna durch unvorsichtiges Fahren eine Übertretung im Sinne der Anklage nach § 335 STG (gegen die Sicherheit des Lebens) begangen hatte, dem Verletzten aber eine Teilschuld zukomme, weil er nicht auf den Verkehr geachtet habe. Ferdinand Splechtna wurde zu 5 Tagen Arrest, bedingt auf 3 Jahre und zum Ersatz der Verfahrenskosten verurteilt. Robert Schidloff wurde mit seinen Ersatzansprüchen auf den Zivilrechtsweg verwiesen. In einer Aussage, die der Gendarm Leopold Reisinger nach dem Krieg, am 19. November 1946 in dieser Sache machte, gab er zu Protokoll, dass Splechtna zum Unfallzeitpunkt betrunken gewesen sei und dass dieser seiner Meinung nach den Unfall mit Absicht herbeigeführt habe.[10]

Robert Schidloffs Beckenbruch wurde im Krankenhaus Zwettl operiert. Schidloff musste einen Gipsverband tragen und war mindestens bis Ende Jänner 1939 in stationärer Behandlung. Danach erhielt er eine Gipshose und war für etwa 3 Monate bettlägerig und transportunfähig, wie Rudolf Ranninger für die Kreisleitung der örtlichen NSDAP in einem Schreiben der Vermögensverkehrsstelle in Wien mitteilte, in dem er den Kauf des Hauses von Eduard Schidloff durch die Sparkasse begründete und wohl auch die Verzögerung bei der Arisierung in Zwettl zu erklären versuchte.[11]

Mit 20. Juli 1938 wurde der katholischen Privatschule im Institut der Schulschwestern, die Elisabeth Schidloff zuletzt besucht hatte, das Öffentlichkeitsrecht entzogen.[12] Als Jüdin wäre Lieserl Schidloff nun aber auch der Besuch einer öffentlichen Schule unmöglich gewesen. Am 20. März 1939 stellte die Stadtgemeinde für Eduard, Robert und Emma Schidloff Leumundszeugnisse aus, und am 23. übersiedelte die Familie mit der zehnjährigen Tochter nach Wien IX, in die Hahngasse 22, zu Familie Blum.[13] Am 1. April 1939 verkündeten Vertreter der lokalen NSDAP: „Zwettl ist judenfrei!“[14]

Am 21. April 1941 wandte sich Robert Schidloff - er musste sich nun Robert Israel Schidloff nennen - nochmals in einem Brief an die löbliche Gemeindeverwaltung der Stadtgemeinde Zwettl Nieder Donau. Er bat um eine Bestätigung über seine Tätigkeit als selbstständiger Unternehmer in den Jahren 1920 bis 1938 in Zwettl. Wahrscheinlich bemühte er sich um ein Ausreisevisum. Nach der handschriftlichen Notiz von Bürgermeister Emerich Schröfl (1879-1958) auf diesem Dokument lässt sich schließen, dass eine derartige Bestätigung auch ausgestellt wurde.[15] Die Ausreise glückte aber nicht. Dieser Brief ist die letzte schriftliche Nachricht der Familie Schidloff. Nun tauchen ihre Namen nur mehr in den Transport- bzw. Totenlisten auf.

Eduard, Emma, Elisabeth und Robert Schidloff wurden am 22. Juli 1942 (mit dem fünften Transport) in das KZ Theresienstadt[16] gebracht.[17] Sie hatten die Transportnummern 81, 342 und 344. Die Transportnummer von Robert Schidloff wird nicht ausdrücklich genannt, sie dürfte aber 343 gewesen sein. Eduard Schidloff wurde am 20. September 1942 in Theresienstadt im 80. Lebensjahr umgebracht, sein Neffe Robert wurde am 7. September 1943 im selben Lager ermordet. Emma und Elisabeth Schidloff transportierte man am 15. Mai 1944 nach Auschwitz.[18] Emma hatte die Transportnummer 1498, die knapp 15 Jahre alte Elisabeth die Nummer 1499. An diesem Tag brachte man 2503 Personen aus Theresienstadt in dieses Vernichtungslager.[19] Hier verliert sich die Spur der Schidloffs.


[1] Archiv der Schulen im Institut der Franziskanerinnen in Zwettl, Klassenbücher der Volksschule 1935 und 1936

[2] Landesarchiv (NÖLA), BH Zwettl, Gr. X/137-1938, Karton 213, Stammzahl 307, Beschlagnahme von jüdischen Fahrzeugen.

[3] NÖLA, RStH ND, IVd-8, Vermögensanmeldung von Robert Schidloff, Zwettl, Anhang I.

[4] NÖLA, BH Zwettl, Gr. X/137-1938, Karton 213, Stammzahl 307, Beschlagnahme von jüdischen Fahrzeugen, Meldung des Gendarmeriepostens Zwettl vom 14. August 1938.

[5] NÖLA, Vermögens- und Rückstellungsakten (NÖL Reg. L. A. IX/5), Schidloff Akt: IX/5, 90; Archiv der Sparkasse Waldviertel Mitte AG, Kaufvertrag vom 11. Mai 1938.

[6] Pfarrarchiv Zwettl (PfAZ), Gedenkbuch der Pfarre Zwettl, Eintragungen zu 1938.

[7] NÖLA, RStH ND, IVd-8, Vermögensanmeldung von Robert und Emma Schidloff, Zwettl.

[8] Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), Volksgericht: A1, Vg 11h Vr 7837/46.

[9] Wegen seiner illegalen Mitgliedschaft bei der NSDAP (zwischen 1. Juli 1933 und 13. März 1938) wurde Ferdinand Splechtna am 23. Mai 1947 vom Landesgericht für Strafsachen Wien als Volksgerichtshof wegen des Verbrechens des Hochverrates nach § 58c StG zu einer Kerkerstrafe von einem Jahr verurteilt. In diesem Prozess kam auch der Unfall vom 1. Oktober 1938 zur Sprache. Ferdinand Splechtna starb am 10. November 1959 in Hopfgarten, Tirol (Pfarrarchiv Zwettl, Taufprotokoll XII/228).

[10] Im Zuge der gerichtlichen Erhebungen, die 1946 gegen Ferdinand Splechtna durchgeführt wurden, gab der Gendarm Leopold Reisinger am 19. November 1946 weiters zu Protokoll, dass er wenige Tage nachdem er die Anzeige gegen Ferdinand Splechtna wegen des Unfalls vom 1. Oktober 1938 an das Bezirksgericht und einen entsprechenden Bericht an die Bezirkshauptmannschaft weitergegeben hatte, zum Landrat Dr. Josef Kerndl befohlen wurde. Dieser herrschte ihn an, ohne dass Reisinger zu Wort kam: „Ich glaube, Sie sind mit diesem neuen System nicht einverstanden! Die Juden haben kein Recht, wieso konnten Sie einem Juden ein Recht geben und wieso haben sie ohne vorher Informationen bei mir einzuholen die Anzeige verfasst und dieselbe ohne meine vorherige Genehmigung zum Bezirksgerichte gebracht!“ Wenig später wurde Reisinger nach Nikolsburg (Mikulov) in Südmähren versetzt. (Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht: A1, Vg 11h Vr 7837/46, Seite 85, Gedächtnisprotokoll des Leopold Reisinger vom 19. November 1946)

[11] NÖLA, Vermögens- und Rückstellungsakten (NÖL Reg. L. A. IX/5), Eduard Schidloff, Akt IX/5, 1050, Schreiben der Kreisleitung Zwettl vom 16. Dezember 1938.

[12] Der Gauleiter und Landeshauptmann von Niederdonau entzog mit Erlass vom 19. Juli 1938, Pr. 1012 „Zur Sicherstellung einer einwandfreien Erziehung unserer Jugend im Sinne nationalsozialistischer Weltanschauung" allen Privatschulen im Land das Öffentlichkeitsrecht.

[13] StAZ, Einreichungsprotokolle, Sign. 3/128, Nr. 3/67, 3/68 und 3/69 bzw. Standesamt Zwettl, Heimatrollen Sch 14 und Sch 15.

[14] Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl- I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980), S. 130.

[15] StAZ, Karton 120, Reg.Nr. 1941/85.

[16] Theresienstadt, die Ende des 18. Jahrhunderts von Kaiser Josef II. gegründete Garnisonsstadt, war während der Zeit des Nationalsozialismus Gefängnis und Ghetto. Nordwestlich von Prag gelegen, diente die kleine Festung als Gestapogefängnis, während in der großen Festung ein Ghetto für 140.000 Jüdinnen und Juden eingerichtet wurde, die meist aus Böhmen und Mähren, aber auch aus dem „Deutschen Reich“, Österreich, den Niederlanden und Dänemark stammten. Das Ghetto unterstand der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag und diese wiederum dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Bewacht von tschechischen Gendarmen, wurde das Ghetto von der SS verwaltet und von den Österreichern Siegfried Seidl (November 1941–Juli 1943), Anton Burger (Juli 1943–Februar 1944) und Karl Rahm (Februar 1944–Mai 1945) geleitet.

Die Menschen im Ghetto lebten in der ständigen Angst vor der Deportation in eines der Vernichtungszentren Treblinka, Auschwitz und Maly Trostinec. Gleichzeitig waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen denkbar schlecht.

Für den größten Teil der Menschen, die in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden, war das Ghetto, so sie nicht an den furchtbaren Lebensbedingungen zugrunde gingen, nur eine Durchgangsstation auf dem Weg in die Vernichtungslager.

[17] Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien, schriftliche Mitteilung vom 21. August 1987 bzw. 26. Juli 1994 an den Verfasser; WStLA, Meldeauskunft vom 25. August 1987. Der Meldezettel der Familie Schidloff trägt den Vermerk „Theresienstadt mit Gattin und Kind“.

[18] Vom 6. September 1943 bis zum 18. Mai 1944 wurden in acht Transporten 17.570 Theresienstädter Häftlinge in das so genannte „Familienlager“ in Auschwitz-Birkenau gebracht. Sie mussten die Selektion nicht durchlaufen, wurden jedoch, soweit sie nicht im Lager starben oder als „Arbeitsfähige“ in andere Konzentrationslager deportiert wurden, in der Nacht vom 8. zum 9. März 1944 oder zwischen dem 10. und 12. Juli 1944 in den Gaskammern ermordet. 1.167 Häftlinge überlebten. (DÖW: http://de.doew.braintrust.at/m17sm148.html).

[19] Totenbuch Theresienstadt, S. 119. IKG Wien, Mitteilung vom 26. Juli 1994 an den Verfasser.


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