Thema des Monats August 2017

Veröffentlichungsdatum01.08.2017Lesedauer2 Minuten
Ansuchen um Bauerleichterungen

Vor 100 Jahren: Brandunglück im Oberhof

Am 21. August 1917, mitten in der schwierigen und entbehrungsreichen Zeit des Ersten Weltkriegs, brach im Ortsteil Oberhof ein Feuer aus, das verheerende Folgen hatte. Durch die Unachtsamkeit eines Pfeifenrauchers war eine Fuhre Gerste in der Scheune der Köppelmühle in Brand geraten. Man konnte das Feuer rasch löschen, indem man das brennende Getreide einfach in den Mühlbach warf. Auch war die Feuerwehr rasch zur Stelle gewesen. Doch dann, gegen 22 Uhr, begann die Scheune selbst zu brennen, weil hier ein Glutnest unbemerkt geblieben war. Starker Westwind peitschte die Flammen über die Wiese hinüber auf das benachbarte Haus Nr. 9, von wo die heutigen Nummern 11, 13, 15 und 17 auf der einen Seite sowie die Nummern 14, 16, 18, 20, 22, 24 und 26 auf der gegenüberliegenden Straßenseite niederbrannten. Die Kinder, gerettetes Vieh und einigen Hausrat brachte man in die Sandgruben in Sicherheit. Zwölf Häuser waren total zerstört, sowohl die Wohn- als auch die Wirtschaftsgebäude komplett ausgebrannt, Arbeitsgeräte vernichtet. In mehreren Fällen reichte die Versicherungssumme nicht aus um den Schaden zu decken.
Der Wiederaufbau der zerstörten Bauernhäuser war wegen des kriegsbedingten Mangels an Arbeitskräften und Baumaterialien nur schwer zu bewerkstelligen. So gab es zum Beispiel in Zwettl keine Mauerziegel, weil wegen des Kohlenmangels der städtische Ziegelofen in Rudmanns bereits 1916 seinen Betrieb eingestellt hatte. Am 31.Oktober ersuchten die betroffenen Hausbesitzer die Stadtgemeindevorstehung von Zwettl, ihnen in Anbetracht der schwierigen Situation für den Wiederaufbau die größtmöglichen Bauerleichterungen zu gewähren (siehe beiliegendes Dokument), was letztlich auch geschah.

Der Text des Ansuchens in Transkription:

An die
Stadtverwaltung
In
Zwettl

Nachdem gegenwärtig die Verhältnisse derartige sind, daß das zum Wiederaufbau unserer abgebrannten Gebäude erforderliche und vorgeschriebene Material nicht nur schwer, sondern gar nicht zu bekommen ist, so bitten wir gefertigten, die Stadtgemeindevorstehung wolle uns beim Wiederaufbau unserer abgebrannten Objekte die weitmöglichsten Bauerleichterungen angedeihen lassen.
Oberhof am 31. 10. 1917

 Johann Hutterer  Walpurga Köppl
 Leopold Wansch     Franz Schulmeister
 Franz Kitzler   Leopoldine Hugl
 Franz Brugner  Franz Wohlmuth
   Aloisia Wagner
   Heinrich Wagner
   Anton Almeder