Thema des Monats Februar 2023

Veröffentlichungsdatum01.02.2023Lesedauer2 Minuten

Als mit Gründung der Propstei im Jahr 1483 bzw. 1487 die pfarrlichen Funktionen von der Kirche auf dem Berg auf die Frauenkirche in der Stadt (seither Stadtpfarrkirche) übergingen, fanden die für die örtliche Seelsorge verantwortlichen Priester in der Stadt Quartier, nämlich in einem Haus an der sogenannten Wegscheid, an der Kreuzung Bürgergasse/Florianigasse (Bürgergasse 3). 1511 stifteten Leonhard und Catharina Truckmiller ein kleines Häuschen in der Stadt, nahe der Kirche, in dem nun ein Kaplan unterkommen sollte. Es handelte sich dabei mit Sicherheit um den rechten Teil des heutigen Pfarrhofes, Kirchengasse 3. Dieses schmale Gebäude wurde in Folge Priesterhäusl oder Vikariat genannt. Das Nachbarhaus, heute der linke Trakt des Pfarrhofes war damals ein bürgerliches Haus, in dem im Laufe der Zeit verschiedene Gewerbe betrieben wurden.

Am 6. Februar 1623 verkaufte die Stadtregierung das Haus neben dem Priesterhäusl, in dem ab 1612 der Bäcker Hans Eberl sein Gewerbe betrieben hatte, um 15 Gulden. Käufer war der Kürschner Michael Feich. Das Haus hatte in den zehn Jahren davor bedeutend an Wert verloren, Eberl hatte es 1612 noch um 96 Gulden erworben. Die Transaktion fiel in die Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges, in der Zwettl schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Eber hatte sein Handwerk bereits stillgelegt, das Haus der Gemeinde übergeben und bemühte sich um einen Platz im Bürgerspital. Das Haus dürfte auch weiterhin wenig attraktiv gewesen sein, denn Feich verkaufte es bereits nach einem Jahr um 18 Gulden, und auch in den Jahren danach wechselte es häufig seinen Besitzer. Unter anderem beherbergte es ein Schneider- und dann wieder ein Bäckerhandwerk. Im August 1667 ging es dann im Tauschweg in den Besitz der Pfarre über, die es zur Erweiterung des Priesterhäusls verwendete, aus dem nun der Pfarrhof wurde.

RatsprotokollStadtarchiv Zwettl, Ratsprotokolle, Sign. 02-09, fol. 18r


Transkription

Stadtarchiv Zwettl, Ratsprotokolle, Sign. 02-09, fol. 18r

Haußkhauff

Michael Feich

E. E. rath alhie verkaufft deß Hansen Eberl hauß zwischen deß priester heußl und Ursula Frischin gelegen dem Michael Feich, burger und khierschner umb 15 fl auf bahre bezallung, wan die Lutschauerin zalt p. pönfall 1 thaller, acrum Zwettl den 6. february 623.

Die 15 fl seindt den 11 aprillis bezalt worden, und hat herr stattrichter daß gelt zu gericht empfanngen.