Thema des Monats Jänner 2022

Veröffentlichungsdatum01.01.2022Lesedauer4 Minuten

Vor 400 Jahren

Peter Burckhardt wird Stadtschreiber in Zwettl

Anlässlich seines Amtsantritts als Stadtschreiber der landesfürstlichen Stadt Zwettl verfasste der geschworene, kaiserliche und öffentliche Notar Peter Burckhardt auf der ersten Seite von Band neun der Zwettler Ratsprotokolle (Sign. 02-09) im Jänner 1622 eine kaligraphisch sorgfältig gestaltete Passage, die er mit der Bitte schloss, Gott der Allmächtige möge ihm auf Erden seine göttliche Gnade, im Jenseits aber die ewige Freude und Seligkeit verleihen.

Peter Burckhardt stammte vermutlich aus Würzburg, denn in den Wiener Universitätsmatriken ist 1633 ein Peter Burchart eingetragen, der aus dieser bayerischen Stadt stammte.

Bereits am 21. August 1619 hatte der Rat der Stadt Zwettl beschlossen, den ausgebildeten Juristen Peter Burckhardt als Stadtschreiber an- und aufzunehmen. Ein Grund dafür wird wohl gewesen sein, dass der seit 1612 amtierende Stadtschreiber Hans Leonhard Gerchinger in den Jahren davor seine Aufgaben grob vernachlässigte. Zwischen 13. November 1618 und 21. August 1621 weisen nämlich die Ratsprotokolle keine Eintragungen auf, was Peter Burckhardt – wohl etwas verärgert – auf Blatt 150v des Ratsprotokolls vom 21. August 1619 vermerkte. Das Fehlen jeder Eintragung in dieser Zeit ist insofern besonders bedauerlich, da es sich um die ersten Monate des Dreißigjährigen Krieges handelt und den Protokollen wahrscheinlich interessante Einzelheiten zu dieser schweren Zeit zu entnehmen gewesen wären.

Am 8. November 1621 beorderte der Rat der Stadt Zwettl den Stadtkämmerer Hieronimus Riegler, von Beruf ein Büchsenmacher sowie den Ratsherrn und späteren Stadtrichter Veith Rathamer nach Wien, um dort abermals mit Peter Burckhardt in Kontakt zu treten. Dieser bewarb sich nun erfolgreich um das Zwettler Landgericht und trat am Tag Pauli Bekehrung (25. Jänner) 1622 die Reise nach Zwettl an, wo er am 27. Jänner ankam. Die Fahrt von Wien nach Zwettl dauerte im frühen 17. Jahrhundert also rund zwei Tage.

Am 14. März 1622 leistete Peter Burckhardt vor dem Rat der Stadt den gewöhnlichen Eid. Die Besoldung des Stadtschreibers scheint in einer kleinen Stadt wie Zwettl nicht allzu rosig gewesen zu sein, denn bereits im Februar 1622 klagte Burckhardt dem Rat, dass er sich in diesen teuern Zeiten mit seiner Besoldung allein nicht erhalten könne. Dar Rat bewilligte ihm daher als Zubuße pro Jahr vier Metzen Getreide und vier Eimer Bier (1 Metzen = ca. 42 Liter, 1 Eimer = 56,589 Liter). Im Oktober 1622 beklagte sich der Stadtschreiber aber neuerlich wegen seiner schlechten Bezahlung. Er verlangte pro Jahr 100 Gulden als Besoldung sowie 10 Klafter Holz, vier Metzen Getreide und vier Eimer Bier. Darauf dürfte man sich geeinigt haben, und Burckhardt bekam in den Jahren 1622 und 1623 tatsächlich jeweils 100 Gulden Lohn, danach aber nur mehr rund 78 Gulden, denn man zog Schulden aus einem Hauskauf etc. ab.

Bereits am 5. August 1622 hatten Peter Burckhardt und seine Gattin Anna ein Haus in prominenter Lage am Unteren Platz (heute Sparkassenplatz 2) um 120 Gulden und einem Reichstaler Leykauf (Drangeld) von Stadtrichter Benedict Köppl erworben. Das Haus wurde von allen Verpflichtungen wie Wachdienst, Robot und dem Stellen von Rekruten befreit, nur die landesfürstlichen Herrenforderungen musste Burckhardt leisten. 1624 kauften der Stadtschreiber und seine Gattin ein weiteres Haus, nämlich Landstraße 49. 1625 verstarb Anna, die Gattin des Stadtschreibers Peter Burckhardt.

Sozusagen als oberster Beamter der Stadtverwaltung und ausgebildeter Jurist hatte Peter Burckhardt vielfältige Aufgaben zu erfüllen. Er war nicht nur für die städtische Kanzlei, den Schriftverkehr und die Führung der Protokolle verantwortlich, er musste mehrmals im Jahr, meist gemeinsam mit Stadtrichter und –kämmerer, zum Landtag nach Wien reisen, um Steuerangelegenheiten zu klären und Abgaben abzuführen. Im Dezember 1622 waren in Krems für die Ausrüstung von Soldaten geforderte Contributionen zu verhandeln. Lauter Dinge, die für die Stadt, ihre Bürger und deren Finanzen von großer Bedeutung waren. Im März 1627 schickte man Peter Burckhard wieder nach Krems, da dort über eine Handwerksordnung und die Entlohnung der Handwerker im Viertel ober dem Manhartsberg verhandelt wurde. Auf dem Rückweg sollte er den Hannß Ertl, einen Untertan des Bürgerspitals in Lengenfeld ausweisen, da sich dieser nicht zu römisch-katholischen Religion bekennen wollte. Im selben Jahr war Burckhardt wegen der Abwesenheit des Propstes vorübergehend außerdem für die Verwaltung der Propstei und damit auch für die Besoldung des Schulmeisters zuständig.

1629 legte Peter Burckhardt das Amt eines Stadtschreibers in Zwettl nieder, Michael Kärling folgte ihm in dieser Funktion nach, auch er war ausgebildeter Jurist. 1632 verkaufte Peter Burckhardt seine beiden Häuser. Das Haus am Hauptplatz übernahm sein Nachfolger Kärling. Burckhardt hatte Zwettl noch 1629 verlassen und ging als Stadtschreiber nach Tulln. Dort fand er anscheinend ähnliche Verhältnisse vor wie in Zwettl im Jahr 1619, denn er musste alle Protokolleinträge seiner Vorgänger von 1619 bis 1629 aus den Mitschriften nachtragen. 1631 musste er Tulln über Wunsch des dortigen Stadtrates verlassen. Er ging nun wieder nach Wien, denn zwischen 1634 bis 1645 wird er dort als Notar genannt.


Ratsprotokoll Sign. 02-09, fol. 1r

Transkription Ratsprotokoll Sign. 02-09, fol. 1r