Thema des Monats Juli 2022

Veröffentlichungsdatum01.07.2022Lesedauer2 Minuten
Verandlungsprotokoll mit Stempelmarken

Verandlungsprotokoll mit Stempelmarken, StAZ, Kart. 73A, Reg.Nr. 338.

Am 23. Juli 1872 lud das Bürgermeisteramt Zwettl den Karl Daubeck auf Grund einer Weisung der Bezirkshauptmannschaft zur Einvernahme vor. Daubeck war zu dieser Zeit Bräuhausgeschäftsleiter bei Theresia Tomschi, die im Haus Landstraße 15[1] eine Gastwirtschaft samt Brauerei betrieb. Die Bezirksbehörde warf dem 34-jährigen Angeklagten vor, am 14. April im Brau- und Schankhaus Landstraße 15 eine Tanzveranstaltung abgehalten zu haben, die bis drei Uhr in der Früh gedauert haben soll, ohne dafür die erforderliche Lizenz gelöst zu haben.

Daubeck stellte das entschieden in Abrede. Er berichtete vielmehr, dass an diesem Tag, soweit er sich erinnern konnte, mehrere Handwerksburschen in das Lokal gekommen waren, von denen einer eine Ziehharmonika bei sich hatte. Die Burschen unterhielten sich, einer spielte die Harmonika und sie tanzten untereinander. Die Unterhaltung habe aber keinesfalls bis um drei Uhr in der Früh gedauert. Daubeck erklärte, die ansonsten fälligen Gebühren nicht zahlen zu wollen, da es sich ja keineswegs um eine öffentliche Tanzveranstaltung gehandelt habe.

VerhandlungsprotokollDie Stadtgemeinde Zwettl kam jedoch unter dem Vorsitz von Bürgermeister Georg Dallier mit den Gemeinderäten Thomas Myslik und Martin Owesny zu dem Schluss, dass Karl Daubeck sehr wohl am 14. April eine Tanzmusik ohne Lizenz veranstaltet hatte, zumal auch die k.k. Finanzwache den Vorfall zur Anzeige gebracht hatte. Allerdings ließ man mildernde Umstände walten, zumal Daubeck bisher unbescholten war. Man verurteilte ihn, die Stempelgebühr von zwei Gulden sowie die Armentaxe in der Höhe von einem Gulden fünf Kreuzer sofort zu erlegen, also in Summe 3 Gulden 5 Kreuzer[2], was Daubeck auch tat. Die zwei Stempelmarken zu je einem Gulden wurden sogleich auf das Verhandlungsprotokoll geklebt.

Quelle: Stadtarchiv Zwettl, Karton 73 A, Reg.Nr. 338.

[1] Heute ´s Beisl & Frühstückspension Reinhard Todt.

[2] Umgerechnet auf heutiges Geld machte die Strafe in Summe etwa € 35,8 aus.