Thema des Monats Oktober 2022

Veröffentlichungsdatum01.10.2022Lesedauer3 Minuten

Erzherzog Ferdinand, Sgraffito an der Fassade des Zwettler RathausesAm 1. Oktober 1522 bestätigte Erzherzog Ferdinand (von 1531-1563 Kaiser Ferdinand I.) mit einer in Wiener Neustadt ausgestellten Urkunde die Rechte der Stadt Zwettl.

Ferdinand I. wurde am 10. März 1503 in Spanien geboren. Ab 1521 war er als Erzherzog von Österreich Herrscher in den habsburgischen Erblanden und ab 1526/27 König von Böhmen, Kroatien und Ungarn. Bereits zu Lebzeiten seines Bruders, des Kaisers Karl V., wurde er 1531 zum römisch-deutschen König gewählt und als letzter deutscher König in Aachen gekrönt.

Richter, Rat und Bürgerschaft von Zwettl hatten 1522 den erst 19 Jahre alten Erzherzog gebeten, ihre Rechte, die zuletzt dessen Großvater Maximilian I. im Jahr 1493 bestätigt hatte, zu erneuern. Das tat der Landesherr dann auch tatsächlich mit dem Wunsche, dass die Zwettler weiterhin fleißig beten und ihre untertänigen Dienste getreu und willig wie bei seinen Vorfahren auch in Zukunft erfüllen würden.

Wenige Jahre später, 1529, war das Habsburgerreich durch das Vordringen der Türken bis Wien schwer bedroht. Aber bereits 1549/50 konnten die Zwettler an der Vorderfront ihres Rathauses einen mächtigen Turm errichten, den sie mit Sgraffito-Malerei schmückten. Das Bild rechts vom Eingang zeigt Erzherzog Ferdinand I. von Österreich.

Sign.01-042, Urkunde vom 1.10.1522

Stadtarchiv Zwettl, Sign. 01-042, Urkunde vom 1.10.1522.


Urkundentext in Transkription

Wir Ferdinand von gots genaden printz in Hispanien, ertzhertzog zu Ósterreich, hertzog zu Burgundt, zu Steir, zu Karnndtn, zu Crain, lanndtgrave in Elsass, furst zu Swaben, gefurster grave zu Habspurg, zu Tirol, zu Górtz, zu Phierdt, zu Kiburg, marggrave des heiligen rómischen reichs der Enns und zu Burgaw, her auf der Windischen March und Portenaw etc. bekennen fur unns und unnser erben offennlich mit dem brief, das unns unnser getreuen lieben n. richter, rat und die burger gemainclich zu Zwetll diemuetigclichen anrueffen und bitten haben lassen, das wir inen all und yedlich ir gnad, freihait, recht, privilegien, alt herkumen und gut gewonhait, so inen von weilennd unnsern vordern, fursten von Osterreich, gegeben, die inen auch iunngstlich von weilend unserm lieben herrn und anherrn kaiser Maximilian etc. hochlóblicher gedechtnus confirmirt und bestett weren, der aller brief mit iren anhanngunden insigln sy unns furbrachten, zu verneuen, zu confirmirn und zu bestetten auch genediclichen geruchten; haben wir angesehen der bemelten von Zwettl vleissig bete, auch die underthenigen getreuen und willigen dienste, so sy bemelten unnser vorfordern, fursten zu Osterreich, getan und ertzaigt haben und unns hinfuran auch wol thun sollen und mugen, und inen, iren erben und nachkumen dardurch und aus sonndern gnaden umb ires nutz und aufnembens willen all und yedlich vorgemellt brief, gnad, freihait, recht und gut gewonhait, sovil sy der in gebrauch sein, und dartzue in den freihaiten, darumb sy in ansprach und rechtfertigung sten móchten, unvergriffen und on schaden in massen, als ob die von wort zu worten hirinn geschriben weren, als regierunder erbher und lanndtzfurst in Ósterreich auch genedigclichen vernewt, confirmirt und bestett, vernewen, confirmirn und bestetten inen die auch wissenntlich in crafft ditz briefs, mainen, setzen und wellen, das die in allen iren puncten, articln und begreiffungen gentzlich bey crefften beleiben, gehalten und von niemandts dawider getan noch gehanndelt werden soll in dhain weise. Davon gebieten wir den edlen unnsern lieben getreuen etc. allen unnsern haubtleuten, lanndtmarschallen, graven, freyen, herrn, rittern, knechten vitzthumben, phlegern, verwesern, lanndtrichtern, burggraven, burgermaistern, richtern, raten, burgern, gemainden und sonnst allen anndern unnsern ambtlewten, underthanen und getreuen ernnstlich und wellen, das sy die vorgenannten richter, rate und burger gemainclich zu Zwettl, ir erben und nachkumen bey den vorgemelten iren brieven, gnaden, freyhaiten, rechten und alten gueten gewonhaiten, auch diser unnser bestettung, verneuung und confirmierung nit verhinndern noch irren, sonnder sy der gerublich gebrauchen, geniessen und genntzlich dabey beleiben lassen und dawider nit thun noch des yemandts andern ze thun gestatten, als lieb in allen und ir yedem sey, unnser swere ungnad zu vermeiden. Das mainen wir ernnstlich. Mit urkunndt des briefs besiglt mit unnserm anhanngunden insigl, geben in unnser stat Neuenstat am ersten tag des monats octobris nach Cristi geburde funnftzehenhunndert unnd im zwayundtzwaintzigisten iare. 

Transkription: Dr. Angelika Kölbl, Dr. Herwig Weigl