Thema des Monats September 2021

Veröffentlichungsdatum01.09.2021Lesedauer3 Minuten

Vor 250 Jahren

Zehn Jungbürger legen ihren Eid ab

Am 26. September 1771 legten der Posamentierer (Bortenmacher) Cyrillus Förster, der Stricker Michael Staindl, der Tischler Joseph Zöhrer, der Zimmermann Michael Zierl, der Schmied Nicodemus Piebl, der Schuhmacher Jacob Führer, der Rosenwirt Andre Neunteufl und die Tagwerker (Taglöhner) Joseph Millner, Joseph Himmelmayr sowie Michael Stübl vor dem Zwettler Stadtrichter Johann Adam Carl und den Ratsherren Johann Spoliti, Mathias Häusler, Joseph Pfleger, Johann Zindl, Joseph Peikerspök, Andre Populorum und Joseph Huefschmidt den Bürgereid ab. Jeder von ihnen bezahlte die übliche Gebühr von 45 Kreuzer, was dem städtischen Kammeramt in Summe 8 Gulden und 15 Kreuzer einbrachte.

Bürger einer Stadt wie Zwettl wurde man nicht so ohne weiters. Man musste dazu ein Haus besitzen, einen ordentlichen Beruf ausüben, einen guten Leumund haben. Seit dem Sieg der Gegenreformation in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war auch das Bekenntnis zur römisch-katholischen Religion zwingend erforderlich. Dann konnte man den Bürgereid ablegen und die Bürgertaxe bezahlen. Im 16. Jahrhundert musste der Jungbürger statt oder zusätzlich zur Taxe außerdem einen Löscheimer vorweisen, womit die Bereitschaft zur Mithilfe bei der Bekämpfung von Katastrophen dokumentiert wurde. Bürger hatten im Kriegsfall die Stadt zu verteidigen. Sie mussten bei Gefahr Wachdienst leisten, diese Verpflichtung konnte aber auch durch Zahlung des Wachtgeldes abgelöst werden. Sie mussten die fälligen Abgaben entrichten wie zum Beispiel den Grunddienst an die Stadt und die vom Landesherrn vorgeschriebenen Steuern. Die Bürger, und nur die Bürger, waren wahlberechtigt. Frauen, Dienstboten, Inwohner etc. waren vom Wahlrecht ausgeschlossen. Die Bürger wählten den Stadtrichter und die Mitglieder des Rates, sie durften an den Bürgerversammlungen, auch Taidinge genannt, teilnehmen. Die Stadt Zwettl hatte um die Mitte des 18. Jahrhunderts etwa 1.200 Einwohner, nur ca. 150 von ihnen, also etwa 12,5 % der Stadtbevölkerung, durften sich Bürger nennen und waren wahlberechtigt.

Der weitere Lebensweg dieser im September 1771 neu aufgenommenen Zwettler Bürger lässt sich in den vorhandenen Quellen recht gut verfolgen. Hier nur drei Beispiele:

Cyrill Förster hatte 1770 gemeinsam mit seiner Frau Magdalena das Haus Schulgasse 3 um 220 Gulden erworben. In den folgenden Jahren kam Förster immer wieder in Konflikt mit Händlern, die seiner Meinung nach Waren anboten, die eigentlich seinem Sortiment entsprachen, vor allem aber mit dem Knöpfemacher Bernhard Rathbauer, Hauptplatz 7, der auf den Märkten mit Seide und Kamelhaar handelte, worin Förster eine unerlaubte Konkurrenz erblickte.

Joseph Zöhrer wurde am 20. Jänner 1747 in Zwettl als Sohn des bürgerlichen Tischlermeisters Carl Zöhrer und dessen Gattin Maria Clara geboren. Er kaufte 1771 aus dem Nachlass seines 1769 verstorbenen Onkels Michael Zöhrer um 150 Gulden das Tischlerhaus Landstraße 22. Neben seinem Tischlergewerbe betrieb er in seinem Haus auch eine Weinschenke. Als er im Oktober 1774 den fälligen Restbetrag der Taz – einer Art Getränkesteuer – in der Höhe von 30 Gulden nicht zahlen konnte, wurde er in den Arrest gesteckt. Auch in den folgenden Jahren hatte Joseph Zöhrer immer wieder wegen Zahlungsrückständen, aber auch wegen Streitigkeiten mit Mitbürgern, die manchmal sogar in Handgreiflichkeiten mündeten, Probleme. Dazu finden sich in den Ratsprotokollen dieser Zeit zahlreiche Beispiele. 

Michael Zierl erwarb 1770 gemeinsam mit seiner Frau Catharina um 210 Gulden einen Teil des ehemaligen Baderhauses, heute Babenbergergasse 4. Im Jänner 1776 nahmen die Eheleute von der in Zwettl ansässigen Mariä-Verkündigungs-Bruderschaft ein Darlehen von 50 Gulden auf, das mit jährlich 4 % verzinst wurde. Damals waren derartige kirchliche Institutionen, das Bürgerspital oder das herrschaftliche Waisenamt, das die Gelder Unmündiger treuhändisch verwaltete, die wenigen Institutionen auf dem Land, bei denen man Geld zu halbwegs tragbaren Konditionen leihen konnte.

Michael Zierl wurde von der Gemeindeführung immer wieder als Sachverständiger zu Rate gezogen. Spätestens ab Dezember 1787 war er Oberzechmeister des örtlichen Zimmererhandwerks. Michael Zierl starb am 16. November 1804 im 59. Lebensjahr an Entkräftung.

UrkundeStAZ, Sign.02-019, fol. 517v

Quellen: Stadtarchiv Zwettl, Ratsprotokolle, Sign. 02-016, 02-017, 02-017b; https://www.zwettl.gv.at/Die_Zwettler_Ratsprotokolle_1