Neue wissenschaftliche Beiträge zur Zwettler Geschichte erschienen

Veröffentlichungsdatum08.05.2007Lesedauer2 Minuten
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Anfang Mai 2007 erschienen in kurzen Abständen drei wissenschaftliche Arbeiten, die zum Teil völlig neue Erkenntnisse zur Lokalgeschichte von Zwettl und Umgebung enthalten.

So konnte am 3. Mai 2007 Mag. Ralf Wittig den Band 12 der Schriftenreihe „Zwettler Zeitzeichen“ präsentieren, der den Titel „Das Schloss auf dem Berg - Die Geschichte der Herrschaft Moidrams“ trägt.

Und nur wenige Tage später wurde Folge 69-71 des Jahrbuchs für Landeskunde von Niederösterreich ausgeliefert. In diesem Band findet sich unter anderem der Beitrag von Dr. Roman Zehetmayer „Die Geschichte der Burg und die Baugeschichte der Propstei Zwettl nach schriftlichen Quellen“ sowie der Aufsatz von Dr. Thomas Kühtreiber „Studien zur Baugeschichte des Gebäudekomplexes auf dem Zwettler Propsteiberg - Die Ergebnisse der Bauuntersuchung von 1998“.

Die Arbeit von Ralf Wittig behandelt die Geschichte der kleinen Herrschaft Moidrams, nahe der Stadt Zwettl, die bereits 1139 in der Stiftungsurkunde des Klosters Zwettl erwähnt wurde. Bisher brachte man den kleinen Rittersitz von Moidrams immer in enge Verbindung zu den Kuenringern, die im 12. Jahrhundert in Zwettl saßen und auch das nahe Kloster gründeten. Wittig widerlegt diese Ansicht. Er kann nachweisen, dass die Herrschaft Moidrams eine eigene Geschichte erlebte, weitgehend unabhängig und selbstständig von den Kuenringern, der benachbarten Propstei und der Stadt Zwettl. Die Herrschaft wechselte häufig ihre Besitzer, vorwiegend kleinadelige Familien, von denen einige ihre soziale Stellung nicht halten konnten und in den Bauernstand absanken. Der Beitrag von Ralf Wittig bringt völlig neue Erkenntnisse und enthält zahlreiche bisher unbekannte Fakten zur Herrschaft Moidrams.

Die beiden oben erwähnten Arbeiten von Thomas Kühtreiber und Roman Zehetmayer gehen auf wissenschaftliche Untersuchungen zurück, die ein ganzes Team von Archäologen und Historikern 1998 im Auftrag der Bank- und Sparkassen AG Waldviertel Mitte bzw. der Stadtgemeinde Zwettl-NÖ im Bereich der ehemaligen Zwettler Propstei durchführte.

Eine Kurzfassung dieser Forschungsergebnisse erschien bereits 1999 unter der Autorenschaft von Kühtreiber und Zehetmayer als Band 2 der Zwettler Zeitzeichen mit dem Titel „Zur Geschichte des Propsteiberges“.

Nun, mit Erscheinen von Band 69-71 des Jahrbuchs für Landeskunde, liegen die Forschungsergebnisse ungekürzt vor. Sie brachten ebenfalls völlig neue und verblüffende Erkenntnisse zur Zwettler Geschichte. So scheint die Existenz einer Kuenringerburg in Zwettl bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1231 zwar gesichert, über ihre tatsächliche Lage gibt es aber weiterhin nur Vermutungen. Dafür konnten die Forscher im Bereich der späteren Propstei Zwettl einen großen mittelalterlichen Pfarrhof nachweisen. Auch brachten die Forschungen unter anderem neues Licht in die Ereignisse von 1462, als Zwettl in den Konflikt zwischen Kaiser Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. verwickelt war. Die Untersuchungen des Mauerwerks der Propsteikirche und der Nebengebäude lieferten ein Fülle von Details zur Baugeschichte der gesamten Anlage, und die Entstehung der ehemaligen Zwettler Pfarrkirche auf dem Berg muss nun wohl endgültig in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts gelegt werden.

Besonders der Beitrag von Thomas Kühtreiber ist durch zahlreiche Bilder illustriert, sodass die einzelnen Bauphasen der Propsteikirche und ihrer Nebengebäude geradezu plastisch vor dem Auge des Lesers erscheinen.