Vor 400 Jahren: Marktwappen und Jahrmarkt für Friedersbach

Veröffentlichungsdatum26.02.2008Lesedauer2 Minuten
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Am 29. März 1608 ließ Kaiser Rudolf II. in Wien eine Urkunde ausstellen, mit der er dem Richter, den Geschworenen und der ganzen Gemeinde von Friedersbach alljährlich am zweiten Sonntag im Mai einen Jahrmarkt bewilligte und ein Marktwappen (Siegel) verlieh.
Als Grund für diese Privilegierung gibt der Kaiser die Fürsprache seines jüngeren Bruders Matthias und des N. Ö. Kammerrates und Inhabers der Herrschaft Lichtenfels Peter Häckhl an. Matthias war zu der Zeit Erzherzog von Österreich. Er folgte seinem Bruder Rudolf nach einem schweren Konflikt, der in die Geschichte als „Bruderzwist in Habsburg“ eingegangen ist und nach dessen Abdankung im Jahr 1612 als Kaiser nach.
Als weitere Gründe für diesen kaiserlichen Gunstbeweis nennt die Urkunde die drückenden Steuerlasten, welche die Gemeinde in den langwierigen Kriegszeiten zu tragen hatte sowie die Truppendurchzüge und die Belastungen, die entstanden waren, weil Friedersbach als Rekrutierungsort ausersehen worden war.
Das frühe 17. Jahrhundert war in Niederösterreich von Glaubenskonflikten und -kämpfen geprägt. Dem vorwiegend protestantischen Adel stand das katholische Kaiserhaus gegenüber. Zwischen Kaiser Rudolf II. und den habsburgischen Erzherzögen, allen voran Erzherzog Matthias, war, wie bereits erwähnt, ein Streit um die Vormacht ausgebrochen, der zeitweise auch mit militärischen Mitteln ausgetragen wurde. An der Ostgrenze des Reiches tobten immer wieder Kämpfe mit den Ungarn und Türken. Der siebenbürgische Edelmann Stephan Bocskai drang 1606 mit seinen Truppen bis nach Mähren und Niederösterreich vor, was der Bevölkerung Schrecken, Not und Elend brachte.
Die Originalurkunde Kaiser Rudolfs vom 29. März 1608 muss als verschollen gelten. Zumindest 1908 besaß die damalige Gemeinde Friedersbach noch eine Abschrift dieses Dokuments, die auch eine grafische Darstellung des in der Urkunde beschriebenen Siegels enthielt. Das Stadtarchiv Zwettl besitzt ein Abschriftsfragment, das aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt.

Datei download: PDFDie Transkription des Urkundentextes