Wissenschaftliche Arbeit zur Zwettler Stadtmauer approbiert

Veröffentlichungsdatum24.03.2009Lesedauer2 Minuten

„Die Stadtmauer von Zwettl, Niederösterreich. Bauarchäologische Studien.“ So lautet der Titel der Diplomarbeit, welche Nicole Alexandra Pieper, Studentin am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, 2009 fertig stellte. Betreuer dieser Arbeit war Univ.-Doz. Dr. Falko Daim, Anreger, Berater und Mentor der in Zwettl bestens bekannte Mittelalterarchäologe Dr. Thomas Kühtreiber. 1999 fand, über Anregung der Stadtgemeinde Zwettl und dank der Finanzierung durch die Sparkasse, eine großangelegte bauhistorische Untersuchung im Bereich der Propstei statt. Federführend dafür war Dr. Thomas Kühtreiber, damals Assistent am Institut für Ur- und Frühgeschichte in Wien. Diese Untersuchung mündete unter anderem in Band 2 der Reihe „Zwettler Zeitzeichen“ mit dem Titel „Zur Geschichte des Propsteiberges“.
Nach dieser wichtigen und beispielhaften Arbeit wurde es in Zwettl still, was die historische Bauforschung betraf. Während zum Beispiel etwa über die Stadtmauern von Horn, Krems und Drosendorf höchst bemerkenswerte Arbeiten erschienen, erweckte Zwettl den Eindruck, als wäre hier das Interesse an der Erforschung der historischen Bauwerke erlahmt. Ja durch manche Abbruchmaßnahme konnte sogar der Verdacht aufkommen, dass alte Bausubstanz in Zwettl keinen besonderen Stellenwert habe.
Nun liegt aber diese umfangreiche Untersuchung zur Baugeschichte der Zwettler Stadtmauer vor, und sie bringt neue Erkenntnisse. Frau Pieper analysierte die Mauerstruktur der Stadttürme und der Stadtmauer und kam zu einer Datierung, die in manchen Bereichen deutlich von der bisher tradierten Meinung abweicht. So befinden sich die ältesten Teile der Stadtmauer aus der Zeit bis 1230 im Bereich von Pfarrkirche und Schulturm. Hofbauer- und Moserturm wurden wahrscheinlich zwischen 1250 und 1300 erbaut, während der Antonturm, wie auch dendrochronologische Untersuchungen belegen, nach 1425 errichtet wurde. Völlig neu ist die Erkenntnis, dass die Stadtmauer offenbar in einzelnen Abschnitten analog zu den Grundstücksgrenzen errichtet wurde. Das lässt sich aus dem Wechsel in der Mauerstruktur ableiten, die mit der jeweiligen Parzellenbreite korreliert. Unbekannt war bisher auch, dass die meisten Türme erst später an die Stadtmauer angebaut wurden. Keinen Hinweis ergab die Untersuchung übrigens auf die Stadterweiterung um den Neuen Markt, die um 1230 stattgefunden haben soll. Hier können wohl nur archäologische Untersuchungen, am ehesten im Bereich der Florianigasse, Aufschluss geben.
Man darf jedenfalls der jungen Historikerin Nicole Pieper zu dieser wertvollen Arbeit herzlich gratulieren und hoffen, dass sie ihre Erkenntnisse vielleicht auch einmal vor Ort an interessiertes Publikum weitergibt.

Friedel Moll