Großzügige Finanzierung durch die Privatstiftung der Sparkasse Waldviertel Mitte

Veröffentlichungsdatum04.07.2012Lesedauer2 Minuten

Zu den interessantesten Quellen des Stadtarchivs Zwettl zählen die Jahresrechnungen des Bürgerspitals und der hiesigen Stadtpfarre. Sie umfassen einen Zeitraum von der Mitte des 17. bis ins letzte Viertel des 18. Jahrhunderts. Alljährlich listete sowohl der Bürgerspitalsverwalter als auch der Kirchenvater, zwei angesehene Bürger, die mit diesen verantwortungsvollen Ämtern betraut worden waren, die Besitzungen, Einnahmen und Ausgaben dieser beiden Institutionen penibel in umfangreichen Verzeichnissen auf. Eine Kontrollinstanz von eigens dazu bestimmten Bürgern überprüfte diese Abrechnungen auf ihre Richtigkeit, zeigte Mängel und Fehler auf und forderte deren Berichtigung. So versuchte man Ungenauigkeiten, Schlampereien und Korruption zu unterbinden. Sowohl die Kirchen- als auch die Bürgerspitalsrechnungen sind äußerst wichtige und bisher kaum erschlossene Quellen, vor allem zur Wirtschaftsgeschichte der Stadt und der Region. Fungierten doch beispielsweise sowohl Bürgerspital als auch Pfarrkirche unter anderem als Kreditgeber an Geschäftsleute und Privatpersonen. Das Bürgerspital verfügte über bedeutenden Grundbesitz im Nahbereich der Stadt, aber auch über Weingärten in Lengenfeld und nahe Langenlois, und zeitweise beherbergte der Stall des Spitals eine beachtliche Zahl an Rindern und Schweinen. Die erwähnten Abrechnungen enthalten daher zahlreiche Hinweise zur Landwirtschaft, Informationen über die Arbeit von Handwerkern, die zur Instandhaltung der Gebäude herangezogen wurden, über die Verköstigung und Versorgung der Spitalsbewohner, über Löhne und Preise im 17. und 18. Jahrhundert etc. Die Pfarrrechnungen geben unter anderem Aufschluss über das religiöse Leben in Zwettl, über kirchliche Feste, Feiern und Prozessionen, die Ausstattung der Kirchenmusik und die Einrichtung der Pfarrkirche.
Diese wertvollen Schriftstücke wurden in den vergangenen Jahrhunderten nicht immer sorgsam behandelt. Schlechte Lagerung, Staub und Schmutz, hohe Luftfeuchtigkeit, Mikroorganismen, Schimmelpilze und der gefürchtete Tintenfraß haben den alten Schriftstücken erheblich zugesetzt. Es ist daher dringend erforderlich, diese Bestände nach und nach fachmännisch restaurieren zu lassen.
Am 2. Juli 2012 übergab Dr. Patricia Engel von den Horner Werkstätten vier Archivkartons mit Pfarrkirchen- und Bürgerspitalsrechnungen an das Stadtarchiv Zwettl bzw. den Vorstand der Sparkasse Waldviertel Mitte Privatstiftung, nachdem die Schriftstücke in den Wochen davor von den Spezialistinnen in Horn fachgerecht gereinigt und konserviert worden waren. Die Sparkasse Waldviertel Mitte Privatstiftung hat - so wie bereits im Vorjahr - in großzügiger Weise die Kosten für die Restaurierung der Dokumente übernommen. Damit bewies die Stiftung einmal mehr ihre Verbundenheit mit der Region und ihrer Geschichte. Sie setzte neuerlich ein Zeichen hohen Verantwortungsbewusstseins und großzügigen Mäzenatentums, das seinesgleichen sucht.

http://www.buchstadt.at/Horner-Werkstaetten.202.0.html

Übergabe der restaurierten Dokumente an die Vertreter der Sponsoren bzw. den Leiter des Zwettler Stadtarchivs

Übergabe der restaurierten Dokumente an die Vertreter der Sponsoren bzw. den Leiter des Zwettler Stadtarchivs, gewissermaßen unter den Augen des Sparkassengründers Franz Haunsteiner (Bild im Hintergrund), v. r.: Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Franz Pruckner, akademische Restauratorin Dr. Patricia Engel, Stadtarchivar Friedel Moll und die drei Vorstandsmitglieder der Sparkasse Waldviertel Mitte Privatstiftung Mag. Karl Schwarz, Reg.-Rat Leopold Rechberger und Gerhard Lang.

Foto: Maria Moll