Stadtarchiv freut sich über Unterstützung

Veröffentlichungsdatum14.11.2013Lesedauer2 Minuten
Stadtarchiv freut sich über Unterstützung

Zu den wichtigsten Aufgaben des Stadtarchives Zwettl gehört es, die Bestände an Text-, Bild-, Film- und Tondokumenten zu erhalten und sie der wissenschaftlichen Forschung sowie allen interessierten BürgerInnen zugänglich zu machen.

Damit verbunden ist die Verpflichtung und zugleich die Bereitschaft, im Bedarfsfall in die Restaurierung der Archivalien zu investieren. Die hierfür benötigten finanziellen Mittel werden von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, so wurden z. B. im heurigen Jahr insgesamt 5.000,- Euro in die Restaurierung 13 wertvoller alter Handschriften investiert.

Beispiel für privates Engagement
Vor diesem Hintergrund ist es besonders erfreulich, dass es fallweise auch Privatpersonen gibt, die diese Arbeit unterstützen – sei es durch die Schenkung erhaltenswerter Schriftstücke und Gegenstände oder durch Sponsoring. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Restaurierung eines stark beschädigten Siegels, die von dem ehemaligen Zwettler Gastwirt Johann Artner gesponsert wurde. Der historisch interessierte Pensionist, der immer wieder an Museumsveranstaltungen teilnimmt, wurde bei einer Themenführung auf eine für die Lokalgeschichte wichtige Urkunde aus dem frühen 17. Jahrhundert aufmerksam. Nach einem Gespräch mit Stadtarchivar Friedel Moll erklärte er sich spontan bereit, das stark beschädigte Siegel dieses Dokuments auf eigene Kosten restaurieren zu lassen. Parallel dazu ließ die Gemeinde auch die Urkunde fachgerecht restaurieren. Die erforderlichen Reinigungs- und Konservierungsarbeiten wurden von der akademischen Restauratorin Dr. Patricia Engel aus Langenlois durchgeführt. Am 12. November 2013 konnte das fertige Werk an Bürgermeister Herbert Prinz überreicht werden, der sowohl Johann Artner als auch Stadtarchivar Friedel Moll für das vorbildliche Engagement dankte.

Urkunde ist von großer historischer Bedeutung
Anlässlich der Überreichung der restaurierten Urkunde erläuterte Stadtarchivar Friedel Moll die Entstehung und Bedeutung dieses historischen Dokuments: „Seit dem frühen 15. Jahrhundert verpachtete der jeweilige Landesherr bestimmte, mit finanziellen Einnahmen verbundene Rechte der Stadt Zwettl an vermögende Adelige. Zu diesen Rechten, die damals „landesfürstliche Ämter“ genannt wurden, gehörten unter anderem der Grunddienst (die Grundsteuer), das Ungeld (eine Art Getränkesteuer), die Maut, das Jagd- und Fischereirecht und das Landgericht. Die Zwettler Bürger mussten die Einnahmen aus diesen Hoheitsrechten alljährlich an den Pächter abliefern. Im frühen 17. Jahrhundert war Ernst Freiherr von Mollarth Pächter dieser landesfürstlichen Ämter. Als er am Beginn des Dreißigjährigen Krieges in finanzielle Schwierigkeiten geriet, gelang es den Zwettlern, die Rechte von ihm zu kaufen. Am 28. Dezember 1621 bestätigte Kaiser Ferdinand II. mit einer Urkunde dieses Geschäft. Damit hatten die Zwettler Bürger ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit erreicht.“

Information zum gezeigten Foto:
Begutachteten die fachkundig restaurierte Urkunde und das ebenfalls restaurierte kaiserliche Siegel: Bürgermeister Herbert Prinz, Johann Artner und Stadtarchivar Friedel Moll (v. li.).

Die Vorderseite des Siegels vor der Restaurierung   Restaurierung der Vorderseite - die rechte Seite ist bereits gereinigt, die linke Seite noch nicht

So hat das Siegel vor der Restaurierung ausgesehen - es war in mehrere Teile zerbrochen und verschmutzt (Fotos: Stadtarchiv)