Programm eines Musikschulkonzerts von 1906

Veröffentlichungsdatum18.11.2016Lesedauer2 Minuten
Programm private Musikschule Hölzel

Ein interessanter Neuzugang für den Bestand des Stadtarchivs

Frau Erika Mikesch übergab dem Stadtarchiv Zwettl im Oktober 2016 abermals zahlreiche Dokumente und Fotos aus dem Nachlass ihres 2015 verstorbenen Gatten Dr. Friedrich Mikesch.
Friedrich Mikesch (1925-2015) zuletzt Gemeindearzt in Schönbach, entstammte einer alteingesessenen Zwettler Familie, deren Mitglieder vor allem als Sattler, Tapezierer etc. etc. im Haus Landstraße 11 tätig waren. Der Nachlass enthält daher zahlreiche Dokumente (Briefe, Firmenunterlagen, Rechnungen…) eines Zwettler Gewerbebetriebs aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Für die Geschichtsforschung, und nicht nur für jene im lokalen Bereich, handelt es sich dabei um äußerst seltene und wertvolle Dokumente, da meist ähnliche Firmenunterlagen bei Betriebsschließung oder nach dem Tod des Firmenchefs bedenkenlos vernichtet werden. Dass Frau Mikesch nicht ebenfalls den einfachen Weg ging, und die alten Papiere als Müll „entsorgte“, sondern sie dem Stadtarchiv Zwettl übergab, ist ihr nicht hoch genug anzurechnen.
Dieser neue Bestand des Stadtarchivs wurde zunächst gesichtet, katalogisiert und fachgerecht in Archivkartons verstaut. Hier harrt er einer wissenschaftlichen Auswertung.
An dieser Stelle sei nur ein unscheinbares Blatt Papier hervorgehoben, das sich in diesen Dokumenten befand. Es handelt sich dabei um einen Programmzettel für ein Schülerkonzert des Musikinstituts der Magda Hölzel in Zwettl vom 26. Dezember 1906(1). Dieses Institut, eine private Musikschule, war in der lokalen Zwettler Geschichte bisher kaum bekannt. Die Leiterin war Magda Hölzel-Stabernak, die eigentlich nur zur Erteilung von Gesangsunterricht berechtigt war. Frau Hölzel unterrichtete aber auch Klavier, Violine und Blasinstrumente, und das nicht nur im Solo- sondern offenbar auch im Orchesterspiel. Bis zu zehn Schüler nahmen gleichzeitig an ihrem Unterricht teil. Das rief die Verwaltungsbehörde auf den Plan, und die Bezirkshauptmannschaft Zwettl untersagte Frau Hölzel am 8. Jänner und abermals am 24. Februar 1906 den Instrumentalunterricht.(2) Trotzdem fand das Konzert der privaten Musikschule Magda Hölzel am 26. Dezember 1906 aber wohl statt.
Auf dem stark verblasstem Programmzettel des Schülerkonzerts, das mit einer Weihnachtsfeier verbunden war, finden sich Klaviervorträge, Orchesterwerke, teils mit Bläsersoli, Vokalmusik und auch ein Weihnachtsspiel. Bemerkenswert aber sind besonders die auftretenden Personen, meist junge Damen aus angestammten Zwettler Familien, wie: Maria (Mitzi) Weinpolter (geb. 1895), die Tochter des Müllermeisters Johann Weinpolter und seiner Gattin Anna Johanna aus der Syrnau, Wasserleitungsstraße 10, Maria (Mitzi) Wlasaty (geb. 1896), die Tochter des Gastwirts Josef Wlasaty und seiner Gattin Ida, Neuer Markt 18, Carolina (geb. 1894) und Maria (Mitzi, geb. 1895) Lux, Töchter des Zwettler Fotografen und Buchbinders Karl Lux und dessen Gattin Paula, Schulgasse 22.

(1) Stadtarchiv Zwettl, Karton 224.
(2) Stadtarchiv Zwettl, Karton 91, Reg.Nr. 46/1906, 110/1906.