Thema des Monats Dezember 2017

Veröffentlichungsdatum01.12.2017Lesedauer3 Minuten
Prim. Dr. Johann Rauch, StAZ, Sign. BA-02-04-076

Vor 80 Jahren: Dr. Johann Rauch erhält die definitive Anstellung als Primararzt im Krankenhaus Zwettl

Mit 1. Dezember 1937 wurde der seit 1. Dezember 1934 am Krankenhaus Zwettl vertraglich angestellte Arzt Dr. Johann Rauch als Primararzt in den definitiven Gemeindedienst übernommen.
Dr. Hans Rauch wurde als Sohn des gleichnamigen Gemeinde- und Stifts-Arztes am 27. 5. 1902 in Kremsmünster/OÖ geboren, legte er dort 1921 die Matura ab und studierte in Wien Medizin, wo er 1927 promoviert wurde. Seine weitere Ausbildung erfuhr er 1927-1929 an der Klinik Prof. Schönbauer in Wien, von wo er 1930 auf ein Jahr an das German Hospital in London beurlaubt wurde. 1932 arbeitete er an der 2. Frauenklinik in Wien und 1932-1934 an der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses St. Pölten. Als deren Leiter Prim. Dr. Nather am 15. 7. 1932 bei einem Flugzeugabsturz in Salzburg tödlich verunglückte, wurde er bis März 1933 mit der provisorischen Leitung dieser 180 Betten umfassenden Abteilung betraut und blieb nachher unter dem neu bestellten Leiter, Univ.-Prof. Dr. Otto Chiari aus Innsbruck, dessen Assistent.
Dr. Rauch wurde am 1. 12. 1934 als Primarius ans Krankenhaus Zwettl berufen, wo er in der Bahnhofstraße auch eine Kassenpraxis ausübte. Schon 1935 wurde das Spital unter seiner Leitung ausgebaut und von 30 auf 80 Betten erweitert. Seine äußerst verdienstvolle Tätigkeit beschränkte sich keinesfalls auf sein eigentliches Fachgebiet der Chirurgie, sondern neben Geburtshilfe und Gynäkologie auch insbesondere auf innere Erkrankungen, denn es gab ja damals in Zwettl - wie an vielen anderen Spitälern Österreichs - noch keinen Internisten. So oblag ihm z. B. die ambulante und stationäre Röntgen-Untersuchung und -Diagnostik für die Patienten des ganzen Bezirks, was unter den damals noch völlig unzureichenden Schutzvorrichtungen später zur eigentlichen Grundlage seiner unheilbaren Erkrankung werden sollte. Nach dem Einzug der russischen Besatzungsmacht am 9. 5. 1945 wurde das Krankenhaus auch mit russischen Soldaten belegt, während die Opfer der bald nachher in Zwettl wütenden folgenschweren Typhusepidemie im Gebäude des Pensionats isoliert wurden.
Prim. Dr. Johann Rauch, StAZ, Sign. BA-02-04-075Im Februar 1946 wurde Prim. Dr. Rauch ans Krankenhaus Stockerau berufen, wo er als Leiter der chirurgisch-gynäkologischen Abteilung bis zu seiner schweren Erkrankung wirkte. Er hatte sich an beiden Händen schwere Röntgen-Schäden zugezogen, die zu einem Krebsleiden und 1956 zu einer Amputation des linken Armes führten. Da er nun nicht mehr operieren konnte, schränkte er seine Tätigkeit auf die Leitung des Krankenhauses und auf seine Kassenpraxis ein, bis er 1963 beides aufgeben musste. Hingegen führte er seine schon viel früher begonnenen standespolitischen Funktionen als Vorstandsmitglied und Fortbildungsreferent der Ärztekammer für NÖ, als Vorsitzender der n. ö. Fachärzte und als Bezirksärztevertreter des Bezirks Korneuburg weiter. 1967 wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich ausgezeichnet.
Als Pensionist übersiedelte Prim. Dr. Rauch nach Perchtoldsdorf, wo er seinem heimtückischen Leiden am 14 .3. 1969 erlag.

Quellen: Stadtarchiv Zwettl, Karton 182, Reg.Nr. 197/1937, Dr. Johann Rauch, Primararzt, definitive Übernahme
Berthold Weinrich, Die Doktoren der Medizin. In: Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl-NÖ I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980) S 458-467, hier S 463 f.