Objekt des Monats Oktober 2018

Veröffentlichungsdatum03.10.2018Lesedauer1 Minute
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Vor 100 Jahren: Auftrag an die Firma Kastner, Lebensmittel zu liefern

1914, bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges, war die Habsburgermonarchie auf wirtschaftlichem Gebiet für den Krieg kaum vorbereitet. Bereits im ersten Kriegsjahr wurden alle Grundnahrungsmittel knapp und man musste zu Bewirtschaftungsmaßnahmen greifen, die letztlich alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche betrafen. Getreide und alle anderen Feldfrüchte mussten rigoros abgeliefert werden, um die kämpfende Truppe, aber auch die Zivilbevölkerung versorgen zu können. Im August 1915 wurden in allen Gerichtsbezirken Approvisionierungsausschüsse gebildet, welche die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln organisieren sollten. Ab November 1916 nannte man diese Gremien Lebensmittelversorgungsausschüsse.
Der Ausschuss musste sich um die Mehlzuweisungen durch die Kriegs-Getreide-Verkehrsanstalt bemühen, was immer wieder persönliche Interventionen und Vorsprachen in Wien notwendig machte. Er musste das Mehl in kontingentierten Mengen an die Bäcker weitergeben sowie letztlich Brot und Mehl, streng rationiert, zu festgesetzten Preisen und gegen die entsprechenden Kartenabschnitte den Endverbrauchern verkaufen. Gelegentlich konnten aber auch Produkte weitergegeben werden, die nicht nur zur reinen Grundversorgung der Bevölkerung notwendig waren. Die Behörde wies in jedem Fall die Kaufleute an, die Nahrungsmittel zu den festgesetzten Preisen an die Kommissionen der Gemeinde zu liefern, welche sie dann an die Endverbraucher weiter verkaufte.
Im Oktober 1918, also knapp vor dem Kriegsende, hatte die Firma Kastner in Zwettl offenbar eine kleine Lieferung von Rosinen, Feigen und Paprika bekommen, Güter, die zu dieser Zeit höchst selten waren. Die Bezirkshauptmannschaft Zwettl forderte nun die Firma Kastner auf, ein bestimmtes Kontingent dieser Waren dem Lebensmittelversorgungsausschuss der Gemeinde Zwettl zu verkaufen, der sie dann an Bäcker oder Letztverbraucher weitergeben konnte.

Quelle: Stadtarchiv Zwettl, Karton 96A, Reg.Nr. 524.