Objekt des Monats November 2019

Veröffentlichungsdatum01.11.2019Lesedauer2 Minuten
Kostenvoranschlag des Zwettler Orgelbauers Josef Horak

Kostenvoranschlag des Zwettler Orgelbauers Josef Horak

Am 16. November 1869 beklagte sich der Organist Johann Schindler beim Bürgermeisteramt der Stadt Zwettl, dass die Orgel in der Spitalskirche (Martinskirche) dringend reparaturbedürftig sei. Er, Schindler, habe den Spitalsverwalter Fürthaler mehrmals ersucht, das Pedal der Orgel in der Spitalskirche, das seit Ostern nicht mehr benützt werden könne, vom Chorfenster wegsetzen zu lassen, damit es durch die Feuchtigkeit nicht gänzlich zerstört werde. Der Spitalsverwalter habe daraufhin den Zwettler Orgelbauer Horrak beauftragt, einen Kostenvoranschlag zu erstellen, damit er, Fürthaler, ihn der Gemeinderepräsentaz vorlegen könne. Dieser Voranschlag liege nun seit Mai vor, es sei seither aber nichts geschehen. Schindler schrieb weiter: „Da also seit Mai ein halbes Jahr vorüber ist, und so viele Sitzungen waren und der Überschlag [= Kostenvoranschlag] nicht vorgelegt worden ist, auch nicht begreifen kann, wo der Fehler und die Ursache sein mag, so erklärt sich der Gefertigte: Wenn dieses Monat November d. J. wenigsten ein Register im Pedal nicht gang- und brauchbar gemacht wird, so bin ich gezwungen, daß ich vom 1. Dezember an die Orgel nicht mehr spiele, indem ohne Pedal eine Orgel schwer zu spielen ist, denn ohne Pedal ist es nur ein Geschrei, daß man sich schämen muß wenn ein Musikkenner in der Kirche ist, wie bei dem jetzigen Martini Fest. – Und nun kommt die heilige Adventzeit, wo alle Freitag eine heilige Singen-Messe gehalten wird.

Also glaubt der Gefertigte, daß sich die löbl. Gemeinde-Repräsentanz wegen einer Auslage laut beiliegendem zweiten Überschlag mit 30 fr. Ö.W. [30 Gulden Österreichischer Währung] zur Ehre Gottes nicht weigern wird.

Stadt Zwettl den 16. November 1869

Johann Schindler
Organist.


Dieses Schreiben zeigte Wirkung, und der Gemeindeausschuss bewilligte in seiner Sitzung die 30 Gulden aus der Gemeindekassa für die Reparatur der Orgel.

Transkription des Kostenvoranschlags des Orgelbauers Josef Horrak:

Überschlag

über die nothwendige Versetzung des Pedals in der Spital Kirche der l. f. Stadt Zwettl, da es sonst in einigen Jahren wegen Feuchtigkeit zu Grunde gehen müßte.

  1. Muß ein neues Stellbret gemacht werden.
  2. Muß die Pedal Claviatur angestükelt werden, damit die Stecherln in den Kasten hinein kommen.
  3. Müßen neue Tracturen gemacht werden.
  4. Müßen neue Walzen gemacht werden.
  5. Muß die Bruck neu gemacht werden.
  6. Muß auch ein neuer Kanal gemacht werden
  7. Müßen die Materialien von der Spital Kirche besorgt werden.

Der Betrag des Arbeitslohnes ist 30 fr. Ö. W. um welchen es Keiner herzustellen im Stande ist. Schließlich haftet der Gefertigte lebenslänglich dafür.


Zwettl den 14. November 869

 Josef Horrak
bürgerl. Orgelbauer


Anmerkung:
Josef Horack (Horrak) wurde am 18. Februar 1799 in Zwettl als Sohn des gleichnamigen Orgelmachers geboren. Er erlernte denselben Beruf wie sein Vater, arbeitete unter anderem auch für das Stift Zwettl. 1828 erwarb er das Haus Landstraße 56. Er starb am 29. September 1873 in Stadt Zwettl Nr. 133 (Florianigasse 3).


Quelle:
Stadtarchiv Zwettl, Karton 71, Reg.Nr. 579