Thema des Monats Oktober 2020

Veröffentlichungsdatum01.10.2020Lesedauer1 Minute

Vor 100 Jahren: Interieur der Konditorei Klotz in Zwettl, Kirchengasse 4

Eingezwängt zwischen Pfarrhof und Pfarrkirche duckt sich heute ein schmales, mittlerweile sehr desolates Gebäude, an dessen abbröckelnder Fassade man noch bruchstückhaft die Inschrift „Schubert Stüberl“ lesen kann. Dieses kleine Haus beherbergte durch Jahrhunderte die Schule von Zwettl. Mit den Schulreformen Maria Theresias im 18. Jahrhundert, die ja bekanntlich unter anderem auch die allgemeine Schulpflicht in Österreich brachten, wurde das Haus zu klein, und die Schule übersiedelte in das ehemalige städtische Brau- und Schankaus an der Landstraße (heute Postgebäude). Das alte Schulhaus neben der Kirche ging in bürgerlichen Besitz über.

Im Oktober 1916 erwarben Gustav und Josefine Klotz das Haus, sie bauten es um und richteten hier eine Konditorei und ein kleines Kaffeehaus ein, dem sie den Namen Schubert-Stüberl gaben. Die Zwettler Fotografin Lina Lux fertigte Bilder des recht ansprechenden Interieurs an, die auch als Ansichtskarten im Druck erschienen. 1921 übernahmen Josef und Olga Steurer das kleine Lokal und führten es weiter. In den 1980er-Jahren wurde es geschlossen.

Seit 2002 ist das Haus im Besitz der Pfarre Zwettl. Bei Bauuntersuchungen in den Jahren 2018/19 entdeckte der Zwettler Restaurator Mag. Ralf Wittig im hinteren Teil des Areals das Fundament eines mittelalterlichen Stadtturmes, der bis dahin völlig unbekannt war.

Nun wartet dieses für die Stadtgeschichte so interessante Gebäude auf seine Sanierung und Wiederbelebung, die es mit Sicherheit erfahren wird, da es ja Gott sei Dank im Besitz verantwortungs- und kulturbewusster Menschen und Institutionen ist.

 

Bilder: Stadtarchiv Zwettl, Konditorei Klotz, um 1920, Foto: Lina Lux, Sign. BA-03-013-071, BA-03-013-072, BA-03-013-073.